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Was macht Arbeitgeber attraktiv für Young Professionals?

Im Arbeitnehmermarkt Mitarbeiter zu rekrutieren ist herausfordernd. Worauf achten Young Professionals bei der Arbeitgeberwahl?

Die Welt ist konstantem Wandel ausgesetzt – auch die Arbeitswelt, in der demografische und digitale Entwicklungen großen Einfluss nehmen. Der Mensch ist trotzdem immer noch der wichtigste Faktor für jedes Unternehmen – kein Roboter und keine Maschine können die Kreativität einer Designerin oder die versöhnlichen Worte eines Mitarbeiters im Beschwerdemanagement ersetzen. Deshalb ist gut durchdachtes Employer Branding immer noch unumgänglich.

Frank Schroedter
Geschäftsführer und Gesellschafter
24. Juni 2022
Employer Branding

Young Professionals

Die passenden und qualifizierten Mitarbeiter zu finden, ist für viele Unternehmen schwierig und stellt sie vor die Aufgabe, am „War for Talents“ zu partizipieren. Speziell Young Professionals – gut ausgebildet und motiviert, etwas zu bewegen – sind die Zielgruppe vieler Recruiter. Doch mit ein paar Flyern am Messestand und müden Slogans auf der Firmenhomepage werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit nur sehr wenige Mitarbeiter anwerben lassen. Doch was macht Arbeitgeber heute wirklich attraktiv? Welche Werte sollten Unternehmen vertreten, um potenzielle Mitarbeiter anzusprechen? Und wie können diese Werte über effektives Employer Branding transportiert werden? Hier hallt ein ganz bestimmter Ruf durch die Arbeitswelt!

Young Professionals – gut ausgebildet und motiviert, etwas zu bewegen – sind die Zielgruppe vieler Recruiter.

Empathie vor Profit

Empathie ist das Zauberwort. Wertschätzung, Diversität und Nachhaltigkeit – und dies betont authentisch – sind Faktoren, die speziell für junge Bewerber einen extrem hohen Stellenwert haben, wenn es um ihren Arbeitgeber geht. Eine Untersuchung über Arbeitgeberattraktivität, die im Rahmen (m)einer Bachelorarbeit durchgeführt wurde, liefert hierzu unterstützende Ergebnisse. Mithilfe qualitativer Forschungsmethoden wurden Studenten befragt, die sich kurz vor dem Eintritt in das Berufsleben befanden, oder bereits etwas Berufserfahrung sammeln konnten. Bei der Analyse der Ergebnisse aus den Interviews wurde schnell deutlich, dass monetäre Anreize bedeutend weniger Einfluss auf die Arbeitgeberwahl haben als solche Unternehmenswerte, die zwischenmenschliche und gesellschaftsrelevante Themen betreffen. Ohne Frage haben Aspekte wie Gehalt, Boni oder Jobsicherheit auch Einfluss darauf, wie attraktiv ein Unternehmen auf potenzielle Mitarbeiter wirkt. Hier bedenken viele Berufsstarter beispielsweise die Lebenshaltungskosten verschiedener Städte oder sehen den finanziellen Faktor als Ausgleich für jahrelange Weiterbildung. Benefits wie der täglich frische Obstkorb am Schreibtisch oder der Pilates-Kurs nach Feierabend werden eher als „nice to have“ angesehen. Den Unterschied machen in der Tat andere Faktoren.

Kommunikation als Schlüsselelement am Arbeitsplatz

Schenk mir Wertschätzung!

Wertschätzung steht auf der Liste der Attraktivitätsattribute ganz oben. Man möchte sich gut aufgehoben und unterstützt fühlen. Für Berufsstarter spiegelt Wertschätzung sich hauptsächlich in beiderseitigem Vertrauen mit dem Vorgesetzten wieder, jedoch auch in der Ermöglichung von persönlicher Weiterentwicklung und -bildung seitens des Arbeitgebers. Speziell junge Arbeitnehmer legen großen Wert darauf, dass das Unternehmen bereits zu Beginn mögliche Zukunftswege aufzeigt und vielleicht sogar Mentoren an ihre Seite stellt, die auch bei der Orientierung im beruflichen Feld unterstützen können. Empowerment seitens der Vorgesetzten wird hier sehr geschätzt. Dies zeigt, dass man sich für die Mitarbeiter interessiert und sie auf ihrem Weg weiterbringen möchte. Hier sollten aktiv Potenziale und Weiterbildungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Auch durch Vertrauen zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem entsteht ein wertschätzendes Verhältnis. Hier gilt: Kommunikation ist alles. Offene Gespräche und Transparenz – z. B. wenn es um kritisches Feedback oder eine finanzielle Tieflage des Unternehmens geht – sind essenziell.

Unterstütze Diversität!

Wertschätzung seitens des Arbeitgebers spielt auch eine große Rolle in Bezug auf Diversität. Zwischen Herkunft, Alter oder Religion von Mitarbeitern sollte ein positiv angesehener Arbeitgeber nicht unterscheiden. Unternehmen mit multinationalen Teams werden von Berufsstartern sehr positiv angesehen. Ein herausstechender Faktor ist, wie das Verhältnis von weiblichen und männlichen Mitarbeitern im Unternehmen ist. So spielt Geschlechtergleichheit und Women Empowerment eine entscheidende Rolle bei der Arbeitgeberwahl. Gehaltsunterschiede bei gleicher Position, erschwerte Gehaltsverhandlungen oder Einstellungskriterien für weibliche Bewerber sind ein Dorn im Auge von Berufsstartern.

Tu was für unseren Planeten!

Nachhaltigkeit boomt. Auch in der Arbeitswelt. Neben den eigenen Mitarbeitern und der Gesellschaft sollte ein attraktiver Arbeitgeber auch bedacht mit der Natur und der Umwelt umgehen. Nachhaltigkeit aktiv voranzutreiben und die Welt grüner statt verschmutzter zu machen, sehen besonders junge Arbeitnehmer als Aufgabe von Unternehmen an. Erwartungen an den Arbeitgeber sind hier zum Beispiel, die Unmengen an Dienstreisen auf das Nötigste zu reduzieren und mehr auf digitale Alternativen auszuweichen. Das vergangene Jahr mit einer plötzlich aufgetretenen Pandemie hat gezeigt, dass solche Entwicklungen schneller und einfacher umsetzbar sind als gedacht. Ein No-Go für Bewerber sind negative Assoziationen bei Unternehmen in Bezug auf gesellschaftliche oder umweltrelevante Themen. Wenn also ein potenzieller Arbeitgeber etwa mit Greenwashing oder moralisch fragwürdigen Praktiken in Verbindung gebracht wird, sinkt das Attraktivitätslevel enorm.

Fazit

 

Authentizität ist alles. All diese Erkenntnisse bringen wenig, wenn Unternehmen die aufgeführten Werte nicht in ihrer Kultur verinnerlicht haben. Wenn ein Arbeitgeber sich also mehr damit beschäftigt, sich als Umweltretter zu vermarkten, als tatsächlich zum Naturschutz beizutragen und den negativen Einfluss auf die Umwelt zu minimieren, wirken sie unglaubwürdig. Diese Strategie ist schnell durchschaubar und verbreitet sich vor allem auf Social Media sehr schnell. Als Unternehmen kann man sich also aufwendige Employer Branding Maßnahmen sparen, wenn hinter all den Unternehmenswerten nicht viel Wahres steckt. Mehr Energie sollte man dann in den Aufbau einer authentischen Corporate Social Performance stecken. Marken- und Unternehmenskommunikation sind heute undenkbar, ohne Fragen zu Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung zu beantworten. Dies gilt auch im Bereich des Recruitings. Nachhaltigkeitskommunikation lässt sich nicht nur als Pflicht verstehen, sie bietet Unternehmen und Marken auch viele Chancen. Nutzen Sie diese! Organisationelle Aktivitäten, die als positiv, wichtig und bedeutungsvoll angesehen werden, steigern die Identifikation von (potenziellen) Mitarbeitern mit dem Unternehmen um ein Vielfaches. Wie kommuniziert man dies am besten? Authentizität erreicht man am besten durch Storytelling. Glaubwürdige Geschichten aus dem Leben der Gründer, Erfahrungen von Mitarbeitern oder Updates über Entwicklungen im Unternehmen lassen Bewerber ein Gefühl dafür bekommen, welche Werte der Arbeitgeber vertritt und wie man sich das Berufsleben dort vorstellen kann. Mitarbeiter werben Mitarbeiter. Demonstrieren Sie also extern, aber auch intern, wie Sie als Unternehmen eine Kultur erschaffen, die Diversität, Gleichberechtigung, Wertschätzung und Nachhaltigkeit lebt.

 

Warum der Aufwand?

Klingt nach Arbeit, ist auch so. Wer nachträglich auf Unterlassung klagt, hat all dies schlicht verschlafen. Die Diskussionen über neue flexible Beschäftigungsformen, Social Business-Modelle oder “Arbeit 4.0” zeigen, dass die aktive Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeitskultur zunehmend zum Gradmesser wird. Unternehmenskrisen sind immer auch Arbeitgeberkrisen und verlangen künftig mehr denn je eine enge Vernetzung mit der HR-Kommunikation. Soziale Netzwerke sind dabei eine Chance, nicht Risiko.

Ein ernst zu nehmendes Anzeichen für einen drohenden Reputationsschaden auf dem Arbeitsmarkt ist in jedem Fall kommunikative Lethargie.

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